Freitag, 3. Februar 2017

Deutschland 1914: SPD und Erster Weltkrieg (II)

Der Reichstag des wilhelminischen Kaiserreiches hatte nicht viele Rechte, aber das Budget­recht hatte er. Wenn die Regierung Geld brauchte, war sie auf die Zustimmung des Reichstags angewiesen. Die Sozialdemokraten im Reichstag konnten das nicht verhindern, und es gab gute Gründe, einen offenen Aufstand gegen den Krieg für aussichtslos zu halten. Aber eine Zustimmung zu den Kriegskrediten, wie sie der #er Abgeordnete Eduard David verlangte, ging weit über die Hinnahme des Unvermeidlichen hinaus: Die SPD verzichtete damit nicht nur auf Widerstand, sie stimmte dem Krieg offen zu; sie unterstützte den Krieg einer Regierung, deren militaristischer und imperialistischer Charakter zuvor allgemein anerkannt gewesen war. Die Entscheidung fiel am 2. und 3. August in der Reichstagsfraktion unter dem Eindruck der deutschen Kriegser­klärung an Russland, und bevor der Krieg mit Frankreich und England Tat­sache war. 

Deutschland 1919: Die Dolchstoßlegende

Die Dolchstoßlegende oder Dolchstoßlüge bezieht sich auf das Ende des Ersten Weltkriegs 1918. Ihre Anhänger behaupteten ab 1919, der Krieg sei aus deutscher Sicht nicht militärisch verloren worden, sondern nur deshalb, weil kommunistische Revolutionäre im Innern Deutschlands, z. B. in den Munitionsfabriken, die Frontsoldaten "von hinten erdolcht" hätten. Gemeint war damit, sie hätten sie z. B. vom Nachschub abgeschnitten. Diese Version der Geschichte war eine Lüge.