Der Reichstag des wilhelminischen Kaiserreiches hatte nicht
viele Rechte, aber das Budgetrecht hatte er. Wenn die Regierung Geld brauchte,
war sie auf die Zustimmung des Reichstags angewiesen. Die Sozialdemokraten im
Reichstag konnten das nicht verhindern, und es gab gute Gründe, einen offenen
Aufstand gegen den Krieg für aussichtslos zu halten. Aber eine Zustimmung zu
den Kriegskrediten, wie sie der #er Abgeordnete Eduard David verlangte, ging weit über die
Hinnahme des Unvermeidlichen hinaus: Die SPD verzichtete damit nicht nur auf
Widerstand, sie stimmte dem Krieg offen zu; sie unterstützte den Krieg einer
Regierung, deren militaristischer und imperialistischer Charakter zuvor
allgemein anerkannt gewesen war. Die Entscheidung fiel am 2. und 3. August in
der Reichstagsfraktion unter dem Eindruck der deutschen Kriegserklärung an
Russland, und bevor der Krieg mit Frankreich und England Tatsache war.
Kritische Anmerkungen über Krieg und Frieden, Kapitalisten und Kommunisten,
Ebert und Haase, Nietzsche und Tucholsky, Wagner und Verdi...
Freitag, 3. Februar 2017
Deutschland 1919: Die Dolchstoßlegende
Die Dolchstoßlegende oder Dolchstoßlüge bezieht sich auf das Ende des Ersten Weltkriegs 1918. Ihre Anhänger behaupteten ab 1919, der Krieg sei aus deutscher Sicht nicht militärisch verloren worden, sondern nur deshalb, weil kommunistische Revolutionäre im Innern Deutschlands, z. B. in den Munitionsfabriken, die Frontsoldaten "von hinten erdolcht" hätten. Gemeint war damit, sie hätten sie z. B. vom Nachschub abgeschnitten. Diese Version der Geschichte war eine Lüge.
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